Vom Geselle

Vom Katholischen Gesellenverein zu Kolping Lienz

altes Kolpinghaus

 

Bischof Dr. Anton Gruscha aus Wien übernachtete anlässlich einer Reise nach Bozen - das war am 12. April 1881 - bei den Franziskanern in Lienz. Beim Frühstück stellte er den Patres die Frage: “Wisst ihr, für wen ich heute die Heilige Messe gelesen habe? - Für den künftigen Gesellenverein von Lienz!“

Das war die Geburtsstunde des katholischen Gesellenvereines von Lienz. Denn bereits im Mai 1881 kamen fünf Gesellen zum Lienzer Dekan Jakob Stoll und baten um die Gründung eines Gesellen­vereines. Hochwürden Max Hölzl wurde als Präses bestellt und zu den ersten Vereinsversammlungen fanden sich die Gesellen im „Gasthof Lamm“ der Frau Maria Röck ein.

Festschrift

Die Konstituierung des Vereins erfolgte am 29. Juni 1881 in Anwesenheit von Diözesanpräses Msgn. Josef Mayr aus Innsbruck.

„Der Verein hatte in den Gründertagen nicht nur Freunde, das Vereinsasyl wurde von Gegnern des öfteren mit Sand und Gassensteinen beworfen“ überliefert ein Chronist.

Das festigte aber nur den Zusammenhalt und motivierte die Osttiroler Gesellen­brüder. Denn im Folgejahr – also 1882 – trat der Gesellenverein bereits mit seinem ersten Theaterstück an die Öffentlichkeit, zwei weitere folgten noch im selben Jahr.

 

 Hausbau 1883

Es dauerte nicht lange, und der Wunsch nach einem eigenen Gesellenhaus wurde laut. Gehör fanden die Gesellen beim Lienzer Sattler und Hausbesitzer Andreas Santer, der dem Verein das Geld vorstreckte. In der sogenannten Kalkgrube (heutiger Standort Adolf Purtscher-Straße) sollte das Haus entstehen, geplant vom italienischen Baumeister Bertolotti, „weil es in Lienz keinen Baumeister gab“.    

 KHSaalbauSteine

Der Baubewilligung am 2. April 1883 folgte einen Tag später der eigentliche Baubeginn und am 15. April 1883 kam Bischof Dr. Gruscha zur Fahnenweihe und Grundstein­legung. Zwei Monate später, am 21. Juni 1883 wurde bereits der Dachstuhl auf das Haus gesetzt und am 21. Oktober d.J. verabschiedeten sich die Gesellen von ihrem Vereinslokal im Gasthof Lamm und bezogen einen Raum im neuen Kolpinghaus, für das sogar Kaiser Franz Josef 300 Gulden spendete.

Vierzehn Monate nach der Grundsteinlegung, am 29. Juni 1884 dann die offizielle Einweihung und Eröffnung des Gesellenhauses - mit „Silberbesteck und noblem Porzellan“ und dem Wunsch „Vivat, Crescat, Floreat“ (es möge leben, gedeihen und blühen).

 Rund fünfzig Jahre später – im Jahre 1931- wurde der Zubau eines neuen Theatersaales realisiert und mit dem historischen Schauspiel „Im Zeichen des Kreuzes“ glanzvoll eingeweiht. Und wieder fünfzig Jahre später, hat das „alte Gesellenhaus ausgedient“. Am 24. März 1980 fiel der Beschluss für den Neubau des Kolpinghauses und das Herz blutet so manchem Kolpingbruder, als am 4. Juni 1982 die letzte Mauer fällt.

 

Neubau des Kolpinghauses 1982

Anfang Juni 1982: Baubeginn für das neue Kolpinghaus und am 30. September 1983 Einweihung den neuen Gebäudes – mit integriertem Mädchenheim, Gastbetrieb, Vereinsräumlichkeiten und Mehrzwecksaal für 200 Personen durch Generalpräses Dr. Heinrich Festing und Zentralpräses Ludwig Zack eingeweiht. Technische Daten: 805 m² und 7.040 m³ umbauter Raum.

Achtzehn Jahre später zur Jahrtausendwende und nach Tausenden Veranstaltungen mit über einer halben Million Besuchern sind Kolpingsaal, Seminarräume und Gastbetrieb vom Zahn der Zeit arg mitgenomen und benötigen einen neuen Aufputz. Die notwendige Generalsanierung erfolgte im Sommer/Herbst 2000 mit einem Kostenaufwand von rund drei Millionen Schilling.

KolpinghausSW

Kolping Lienz heute

SkulpturKolping Lienz der Gegenwart präsentiert sich als sozialer Verein, als Kulturträger und als wirt­schaft­licher Betrieb. Das harmonische Zusammenspiel der drei Faktoren ist notwendig, um das Kolping­haus – als anerkannte Institution von Lienz – eigenständig und gesund führen zu können. Eigenständig deshalb, weil Kolpinghaus und Mädchenheim autark von Kolping Lienz geführt und geleitet werden. Mitglieder von Kolping Lienz managen sämtliche Agenden der Administration, Organisation und Geschäftsführung – von der Vermietung bis hin zu Buchhaltung – auf idealistischer Basis. Lediglich die Heimleitung des Mädchenheimes – wo rund zwanzig Schülerinnen betreut werden - ist hauptberuflich besetzt.

Vermietung und Verpachtung sind die Haupteinnahmequellen für das Haus. Ein Restaurantbetrieb und das Osttiroler Kinder­betreuungs­zentrum als kompetente und verlässliche Mieter und Pächter sind neben der Saalvermietung das wirtschaftliche Rückgrat. Über 200 Veranstaltungen jährlich im Kolpinghaus sind Beweis, dass das Kolpinghaus lebt.