Gesellenbühne - Kolpingbühne

Die Tradition der Kolpingbühne Lienz reicht zurück bis ins Jahr 1882. Bereits neun Monate nach der Gründung des Katholischen Gesellenvereines Lienz trat der Verein auch als Theatergruppe an die Öffentlichkeit: Am 19. März 1882 wurde das erste Theater von den Lienzer Gesellen gespielt, am 16. September folgte das nächste und die dritte Theater­veranstaltung in diesem Jahr, am 6. November, wurde „zugunsten der durch die heurige Überschwemmung in Lienz und Umgebung Betroffenen abgehalten und aufgeführt“.

Dr. Meinrad Pizzinini schreibt im "Großen Buch der Stadt Lienz": „Der 1881 konstituierte Kath. Gesellenverein entfaltete bald nach seiner Gründung eine Spielfreudigkeit, deren Tradition bis heute ungebrochen ist. Es lag vermutlich am Mangel an Berufs­theater­gast­spielen, wenn sich in der Zwischenkriegszeit in Lienz eine besonders rege Spieltätigkeit entfaltete. Getragen wurde sie in erster Linie von der Gesellenvereinsbühne (Kolpingbühne).

Unumstrittener Glanzpunkt war das wuchtige Schauspiel "Im Zeichen des Kreuzes", (Foto oben) aus der Zeit der Christenverfolgung, mit dem 1931 der neue Saal im Gesellenvereinshaus eingeweiht wurde. Nicht weniger als 120 Darsteller, daneben Statisten und Mitwirkende im Orchester, höchstmögliche Prunkentfaltung auf der Bühne mit großartigen Kulissenmalereien und historischen Kostümen sicherten diesem unter großem Publikumszulauf aufgeführten Stück einen in der ältere Generation bis heute noch nicht verblassten Ruf“.

Über einhundert verschiedene Theaterstücke hat die Kolpingbühne seit Bestehen aufgeführt. Die Namen der Kolping Regisseure und Kolping Schauspieler sind nicht nur innerhalb der Grenzen Osttirols bekannt: Dr. Eduard Mairamhof, Andrä Weiskopf, Rudolf Lang, Oskar Ladstätter und Gerhard Wassnig haben vielfältige Regiearbeit geleistet. Und Namen wie Maria Bürgler-Forcher, Ernst Weiss, Andrä Weiskopf, Emma Wilhelmer und Hans Kröll sind als herausragende Laiendarsteller der Kolpingbühne Lienz auch der heutigen Generation noch ein Begriff.

Bekannte Gesichter der Lienzer Kolpingbühne: Maria Bürgler-Forcher, Andrä Weiskopf, Robert Grammer, Gerhard Wassnig, Adalbert Gander u.a.(oben) und Emma Wilhelmer und Maria Bürgler-Forcher (unten).
 


 

Ein neues Kapitel der Kolpingbühne beginnt mit Dezember 1996, als sich Angelika Unterweger erstmals in der Regie versuchte – mit „Rumpelstilzchen“, einem Märchenspiel. Es folgte eine fünfjährige, kreative Pause, mit viel theoretischer Übung und Weiterbildung in Sachen Theater und Regie bevor sich die junge, talentierte Allrounderin an das „Eingemachte“ wagte. Und mit „Boeing – Boeing“ wurde die erste ganz große Regiearbeit von Angelika zugleich der erste große Erfolg. "Dinner für Spinner", "Bubblegum & Brillianten", "Außer Kontrolle" und "Jetzt nicht Liebling" waren weitere Inszenierungen, bevor sich Angelika im Jahr 2008 mit "Alles in Butter" vorerst vom Regiepult verabschiedete.

Und da stand urplötzlich die talentierte Jungschauspielerin Sophie Tschurtschenthaler auf, übernahm 2009 kurzerhand den Regiestock und legte mit der englischen Satire "Schließ die Augen und denk an England" ihr Erstlingswerk auf die Bühnenbretter, bei dem sie neben ihrer Rolle auch Regie führte. Auch bei der zweiten und dritten Regiearbeit blieb die Lienzer Jungregisseurin dem englischen Humor treu.

Aber wie viele junge OsttirolerInnen kehrte sie studienbedingt nach drei Jahren Osttirol den Rücken und seit 2012 ruhe der hauseigene Spielbetrieb.

Nach einer doch langen "künstlerischen Pause" - aufgelockert lediglich mit einigen Engagements von Gastbühnen auf den Kolpingbrettern - ist die Durststrrecke nach zwölf Jahren zu nun zu Ende. Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 6. April 2024 erklärte sich Thomas WIDEMAIR offiziell bereit, ab sofort die Kolpingbühne wieder aktiv zu bespielen. Ab sofort bedeutet, dass er bereits im Mai des Jahres mit einem eigenem Solostück vor den Vorhang treten wird. Ein Theater ist dann für Herbst auf dem Programm.

Aber - so Widemair -  "mein Ziel ist keine neue Kolping – Theatergruppe zu etablieren, aber trotzdem regelmäßig Theaterstücke auf die Kolping­bühne zu bringen. Mit wech­selnden Akteuren, egal der Herkunft oder Bühnen­zuge­hörigkeit, primär der jeweiligen Rolle angepasst.“